Würfel mit den Buchstaben D.O.U.B.T.
Allgemein

Umgang mit Selbstzweifel

Wenn Emotionen dich überrollen!

„Ich kann einfach nichts richtig gut.“
Ein Gedanke aus meiner Kindheit, der sich manchmal noch immer leise einschleicht.

Damals ging es ums Zeichnen, Singen oder Ballwerfen. Heute fühlt es sich viel umfassender an: andere sind die besseren Mütter, LehrerInnen, bekommen mehr Aufträge, präsentieren sich souverän – oder überhaupt. Ich fange an zu vergleichen, zu bewerten … und schließlich zu verurteilen. Erst mich. Dann, wenn ich unzufrieden genug bin, auch andere.

Ein Unwohlsein inklusive überwältigendem schlechten Gewissen breitet sich aus! Ein Mix aus Wut, Ärger, Traurigkeit, Überforderung und Schuldgefühlen! Ich fühle mich gleichzeitig überheblich, wertlos, egoistisch und klein!

Und weil das noch nicht reicht, verurteile ich mich auch noch dafür, dass ich mich so fühle.
Ich sollte das doch längst im Griff haben! Ich weiß doch, dass ich mich nicht vergleichen sollte, wie man Gefühle wahrnimmt, benennt, anerkennt – und ziehen lässt. Wie ich bei mir bleibe, aber: sie überwältigen mich trotzdem! Auch dafür verurteile ich mich und zweifle an mir!

Also frage ich mich:
Was ist hier gerade los? Ist das mein inneres Kind, das sich meldet?
Will es getröstet werden? Brauche ich vielleicht doch eine lange Therapie, um dem ganzen auf die Schliche zu kommen? Reicht es einfach zu heulen und wieder einmal alles rauszulassen?

Nach ein paar Tränen und einem guten Gespräch mit meinem Mann, entscheide ich mich für einen Spaziergang. Vielleicht bringt der Ordnung in meine Gedanken und Gefühle. Wenn nicht, hatte ich zumindest Bewegung und das Gefühl, dass ich mich um Körper und Seele gekümmert habe.

Beim Spazieren verurteile ich mich weiter für meine Unfähigkeit meine Emotionen im Griff zu haben, bis ich mir plötzlich selbst die Frage stelle:

Was würde ich meinen Klient:innen in so einem Moment sagen?

Ihnen würde ihnen sagen, dass alle Gedanken und Gefühle in Ordnung, richtig und wichtig sind! Warum sollen es also meine nicht sein? Warum bin ich mit anderen viel milder, wohlwollender, verständnisvoller als mit mir selbst? Warum sind meine Wut, mein Ärger und meine Gedanken nicht in Ordnung und weniger wert als die von anderen?

Mir fällt auf: Das Wahrnehmen und Benennen meiner Gefühle klappt gut. Aber das Anerkennen? Dass sie da sein dürfen – auch bei mir? Das fällt mir noch schwer.

Und genau darin liegt die Erkenntnis.
Immer wieder derselbe Punkt, an dem ich üben darf:
Auch meine Gefühle verdienen Mitgefühl!

Ja, auch Lebens- und Sozialberater:innen werden manchmal von Emotionen überrollt. Und das ist okay!